Nachdem die Portugalreihe in der letzten Woche kurz für einige BREAKING NEWS unterbrochen werden musste, geht es nun schon wieder weiter. Wie die Überschrift schon verrät, gibt es auch diesmal einige echte Highlights, die man sich bei einem Besuch in der portugiesischen Hauptstadt nicht entgehen lassen sollte. Es wird um eine der grünen Lungen der Stadt gehen, wie auch um vergangene Zeiten und auch um die moderne Seite dieser Stadt. Ohne große Hektik kann man beides ganz gemütlich in zwei Tagen erleben und ist danach mit Sicherheit um einige interessante Eindrücke reicher. Alles in allem ist Lissabon eine ruhige Stadt, die auch gerade im Kern nicht sehr verbaut wirkt. Trotzdem ist es immer wieder schön, wenn man auch die komplett grünen Inseln, solcher europäischer Metropolen einmal besucht. Wir entschieden uns recht schnell für einen Besuch im Jardim Botanico. Hierbei handelt es sich um den botanischen Garten der naturwissenschaftlichen Universität zu Lissabon. Es war so schon sehr entspannend dort durchzulaufen, allerdings ist es bestimmt noch um ein vielfaches genialer, wenn alles blüht. Nach einem solch grünen Start in den Tag und einem der unzähligen leckeren Kaffees, die man sich zwischendurch immer wieder gönnen sollte, ging es dann ins Bairro Alto, an dessen Rand dieser Garten liegt.
Eine Altstadt mit besonderem Flair
Das Bairro Alto oder auch die Oberstadt ist ein Teil der Altstadt und zwar ein nicht ganz unbedeutender, denn wenn man in Lissabon von Nachtleben spricht, spricht man auch immer vom Bairro Alto. Wie der Begriff Oberstadt schon verrät, gibt es hier oben über der Stadt immer wieder die verschiedensten Aussichtspunkte, um diese schöne Stadt von oben zu betrachten. Das Bairro Alto hat sich in den letzten Jahren aber auch mehr und mehr in ein Szeneviertel verwandelt, so trifft man hier auf Modedesigner, Journalisten aber auch auf eine gewisse Anzahl von Galerien. Ich muss allerdings gestehen, dass mich hier nichts wirklich überzeugte, es fehlte mir, wie schon an einigen anderen Orten in Europa, der letzte Kick und es sollte auch noch etwas dauern bis ich diesen, im Kontext von Galerien und Museen, bekommen sollte. Allerdings hat diese Stadt natürlich auch noch viel mehr zu bieten und so schlenderten wir vom Bairro Alto entspannt weiter und gelangten so nach Chiado, dem klassischen Einkaufsviertel, wobei dies natürlich bei einer Stadt mit
solchen Shopping Malls auch eine eher relative Aussage ist. Außer einigen schönen Läden und hochwertigen Modelabels, findet man hier aber auch nette Cafes, Bistros und Kneipen. Von hier aus ging es weiter in die Baixa dem klassischen Geschäfts-und Bankenviertel der Stadt, wobei man sagen muss, dass man auch hier noch nette Geschäfte findet. Aber vor allem findet man hier wirklich einzigartige Aufzüge, um in die Oberstadt zu gelangen. Von dort waren wir allerdings gerade gekommen, warum wir diesen Fahrstuhl nicht benutzten.
Unser Anliegen war es nun viel mehr auf die Anhöhe genau gegenüber zu gelangen und dies war der perfekte Anlass um ein weiteres Highlight der Stadt zu testen, die Straßenbahn. Redet man von Lissabon, redet man allerdings nicht von irgendeiner Straßenbahn, sondern von der steilsten die es auf dieser Welt gibt. Sie ist winzig klein, sehr, sehr alt und wohl das genialste Verkehrsmittel, welches ich in meinem Leben jemals benutzt habe. So verließen wir also die Baixa und fuhren auf der anderen Seite hinauf zum Castelo de Sao Jorge. Hierbei handelt es sich um eine wunderschöne Festungsanlage über den Dächern der Stadt und man sollte einen Besuch hier nicht nur wegen der gerade erwähnten, genialen Straßenbahnfahrt unbedingt tätigen. Für mich ganz persönlich stellte der Besuch hier oben allerdings einen eher negativen Wendepunkt dar, denn genau
hier oben gab der Zoom meiner Nikon nach noch nicht einmal 100.000 Photographien den Geist auf. Mein Schätzchen hatte auf der seit 2004 andauernden Reise durch Europa, trotz pfleglichster Behandlung, einige Macken abbekommen aber nichts davon war so dramatisch, wie dies nun. Bald stand fest, dass es cleverer gewesen wäre sich vorher um eine Ersatzkamera zu kümmern, denn die andere Kamera ist nur für Webfotos gedacht und bietet keine ausreichende Qualität für meine Photographien. Das einzige was mich hier oben noch halbwegs aufmunterte, war das mir einige Pfauen fast auf Schritt und Tritt folgten, sie gingen sogar fast noch mit Kaffee trinken. Auch wenn dieser Tag mit einem herben Verlust endete, war es doch eine sehr gelungene Tour an diesem Tag, die ich nur jedem empfehlen kann, der diese Stadt besucht.
Ganz moderne Fische
Wenn man in Lissabon ist, darf man eines allerdings auch nicht versäumen und das sind die Metrostationen. Denn alle, und ich würde behaupten es waren gut zwei Drittel die wir gesehen haben, haben ihren eigenen, ganz besonderen Flair. Zwei stechen allerdings ganz besonders heraus, zum einen Chiado, denn hier kreuzen sich zwei Metrolinien, allerdings mit einem gewaltigen Höhenunterschied, was zur Folge hat, dass man im Berg eine gefühlte Unendlichkeit rauf-bzw. runterfährt. Ist dies eher ein Highlight für Rolltreppenjunkies wie mich, gibt es aber auch noch die Station Gare do Oriente und die ist einfach nur atemberaubend. Dies gilt zum einen für die gesamte Größe dieser Endhaltestelle aber auch für die geniale künstlerische Gestaltung. So findet man hier unter anderem eine von Friedensreich Hundertwasser gestaltete Wand. Das hier alles so atemberaubend ist, ist allerdings kein Zufall, denn der Gare do Oriente stellt das Eingangstor zum Gelände der Weltausstellung von 1998 dar. Von hier aus gelangt man erst einmal wieder in eine weitere, eigentlich recht große Shopping Mall.
Die Vasco da Gama ist allerdings im Vergleich zu Colombo in Benfica, dann doch eher überschaubar. Da man das Leben positiv sehen muss, konnte ich dem nasskalten Wetter, was ausgiebige Außenaufnahmen verhinderte, noch etwas Positives abgewinnen, denn durch meinen Kameradefekt, hätte mir traumhaftes Fotowetter, wie noch einige Tage zuvor auf dem größten Friedhof der Stadt, wohl in der Seele weh getan. Für jeden der wie ich gerne Architektur fotografiert, ist dieses Expo 98-Gelände einfach ein muss. Durch das gerade angesprochene Wetter nutzen wir diese Situation erst einmal um ausgiebig zu bummeln, schließlich war es auch mein Geburtstag.
Irgendwann stand allerdings auch fest, dass wir egal wie noch einmal raus mussten, denn einige Gehminuten außerhalb der Mall liegt das Meeresaquarium Oceanario, ein weiteres Highlight der Stadt. Allein der Weg dorthin war schon gigantisch, man läuft über einen riesigen Steg von dem aus man auch die Ponte Vasco da Gama sehen kann. Bei dieser Brücke handelt es sich um ein weiteres Highlight, denn sie ist mit 18 Kilometern die längsten in ganz Europa. Außerdem ist aber auch der Blick von hier draußen auf das gesamte Expo 98-Gelände einfach nur beeindrucken, denn hier am Ufer des Tejos findet man auch den Torre Vasco da Gama und hierbei handelt es sich um einen 142 Meter hohen Turm, der das höchste Gebäude der Hauptstadt darstellt. Das Oceanario ist schon recht beeindruckend, allerdings natürlich als eine der Haupttouristenattraktionen auch etwas überlaufen und ganz persönlich stresst es mich doch immer etwas ständig von Kinderwagen angefahren zu werden oder von wildfremden Menschen auf den Füßen rumgetrampelt zu bekommen. In einer solchen Situation fällt es mir dann doch schwer mich von den großen und zum Teil auch sehr exotischen Meeresbewohnern wieder beruhigen zu lassen. Ich muss allerdings auch einräumen, dass die
Erklärungen hier doch sehr gut sind, denn ich habe von Meeresbiologie etwa soviel Ahnung wie vom stricken oder anders formuliert, es war einmal spannend zu sehen, was sich so alles unter mir bewegte, wenn ich damals surfen war. Man merkt an diesen Zeilen, dass es sehr viele gute Gründe gibt, warum man das Expo 98-Gelände unbedingt einmal besucht haben muss und es lohnt sich wirklich, gerade auch durch die Vielfalt dessen, was einem hier geboten wird. Es dauert nun auch nicht mehr lange und dann erfahrt ihr endlich wann und wo ich richtig gute Kunst in Portugal entdeckt habe und was mich in diesem Kontext am meisten an dieser Reise fasziniert hat.